Laudationes 2025
Jugendblasorchester der Jugendmusikschule Singen, Dirigent David Krause
Laudatio von Stephan Glunk
Meine Damen und Herren,
wie Sie ja bestimmt wissen, feiert das Blasorchester der Stadt Singen in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Wie Sie vielleicht nicht wissen, und was ich Ihnen hiermit sage: auch das Jugendblasorchester der Jugendmusikschule Singen, um das es in meiner heutigen Laudatio geht, ist genau 50 Jahre alt, wurde es doch eben im selben Jahr ins Leben gerufen, nämlich im Jahre 1975. Es wurde damals gegründet von Horst-Dieter Bolz, der sich in jenem Jahr bei der Stadt Singen auf die Stelle als „Fachgruppenleiter für Blechbläser an der Musikschule und Leiter eines zu gründenden Blasorchesters“ beworben hatte, diese auch erhielt, dann an der Jugendmusikschule unterrichtete und schließlich als erster Dirigent das aus der Fusion von Stadtmusik und Stadtharmonie entstandene Blasorchester der Stadt Singen leitete. Gleichzeitig, wie schon erwähnt, gründete Horst-Dieter Bolz das Jugendblasorchester der Jugendmusikschule Singen sowie das Vororchester. Nach dem Abschied von Horst-Dieter Bolz übernahm Siegfried Worch die Leitung des Jugendblasorchesters, seine Nachfolgerin war Martina Bennet, die wiederum die Leitung an Kuno Mößmer übergab. Seit 2023 schwingt David Krause den Dirigentenstab im Jugendblasorchester wie ebenso seit 2019 im Blasorchester der Stadt Singen.
Welchen Weg kann ein Kind an der Jugendmusikschule gehen, wenn es sich für ein Blasinstrument oder für das Schlagzeug interessiert? Es wird natürlich zunächst den Einzelunterricht besuchen und kann dann nach etwa anderthalb Jahren bei den so genannten Miniwinds das Spielen in Gemeinschaft erlernen. Danach kann es im Kinderblasorchester, in der Musikschule nur „KiBo“ genannt, weitere Orchestererfahrungen sammeln und wird dann, wenn der Leistungsstand entsprechend ist, ins Jugendblasorchester gehen – und an einem Abend wie heute in der Stadthalle auftreten.
Und so versammeln sich jeden Donnerstagabend von 18:30 Uhr bis 20 Uhr fast 40 junge Musikerinnen und Musiker und haben mit ihrem Dirigenten David Krause viel Spaß und Freude, was wir heute Abend ja hautnah erleben dürfen. Der jüngste Musiker ist übrigens Mika mit seinen zehn Jahren an der Tuba, der älteste, auch das muss erwähnt werden, ist Pensionär Wolfram am Baritonsaxophon.
Zweimal im Jahr ist das Jugendblasorchester der Jugendmusikschule Singen im Konzert zu hören, nämlich im Walburgissaal am Muttertag, und ein zweites Mal beim Weihnachtskonzert der Blasorchesters der Stadt Singen vor dem 4. Advent in der Stadthalle. Und natürlich spielt es auch bei Veranstaltungen der Musikschule wie dem Inselfest.
Meine Damen und Herren, der Kulturförderkreis verleiht dem Jugendblasorchester der Jugendmusikschule Singen heute Abend einen Kulturpreis. Ihr jungen Musikerinnen und Musiker: ihr seid Spitze!
Sarah Aust, poetry slam
Laudatio von Cordula Mächler
Guten Abend, meine Damen und Herren, liebe Frau Graf Boos und liebe Sponsoren und Mitglieder des Kulturförderkreis Singen-Hegau e.V.,
Mein Name ist Cordula Mächler, und ich stand bereits einmal hier an dieser Stelle, als dem Theater Jugendclub des Kulturzentrums GEMS unter meiner Leitung vor zwei Jahren der Kulturförderpreis 2023 verliehen wurde. Für uns war das damals eine große Freude, und wir haben hier auf der Bühne einen kleinen Ausschnitt unserer Theaterarbeit gezeigt, die vor allem davon lebt, was die einzelnen TeilnehmerInnen dazu beitragen, improvisieren und entwickeln. Das Stück handelte von Fast Fashion und der rasanten unmenschlichen Entwicklung des weltweiten Modemarktes. Vielleicht erinnern Sie sich, wenn Sie vor zwei Jahren bereits im Saal saßen.
Als wir anlässlich der Preisverleihung einen kleinen Ausschnitt unseres Theaterstückes hier in der Stadthalle zeigten, trug eine Teilnehmerin unseres Theaterclubs, Sarah Aust, einen Text vor, den sie selbst geschrieben hatte. Er hieß „Unter der Haut“ und ging auch vielen hier im Saal unter die Haut. Sara kombinierte in dem Text geschickt die Themen Körperwahrnehmung, Schönheitswahn und Ausbeutung in der Textilbranche. Und da wir unsere Rollen auf Basis von Schachfiguren entwickelten, Sarah selbst spielte die Figur der schwarze Springerin, wurde der Text auch von Schachmethaphern durchzogen.
Nach mehreren Monaten Improvisieren und Hineinspüren in die Thematik war in Sarah der Funken entfacht, sie schrieb nächtelang zuhause an ihrem Text. Ich weiß noch, wie sie ihn mir übergab und mich schüchtern fragte, ob der wohl gut genug sei und reinpasse. Und wie gut er war! Und wie der reinpasste! Als wir mit dem Stück „Schach dem Kaufrausch“ nach Friedrichshafen zum Schul- und Jugendtheaterfestival eingeladen wurden, da wurden viele der anwesenden Theaterschaffenden hellhörig an der Stelle, als Sarah ihren Text sprach. Und ein bekannter Poetry Slamer, der tief beeindruckt war, verhinderte im letzten Moment, dass wir diesen Text einfach so als Kopie an die Zuschauer verteilen. Er warnte: so ein gutes Material, das wird leicht geklaut! Noch mal zu Erinnerung: Dies Text war der erste Text, den Sara überhaupt geschrieben hat.
Nachdem sie ihn hier vorgetragen hatte, kam das Kulturamt auf sie zu, mit der Bitte, einen Text über Singen für die Museumsnacht zu schreiben. Und das tat Sarah. Sie recherchierte sehr ausführlich im Stadtmuseum, tauchte ein in die Themen Stolpersteine und Stadtgeschichte, Straßennamen und Stadtentwicklung. Dann ließ sie alles auf sich wirken und brachte nach mehreren Nächten am Computer zwei Texte hervor: den einen nannte sie:
„Singen den Singenern“, den anderen „Wer bin ich? Stadtgedicht“ . Beide Texte ließen an der Museumsnacht die Zuhörenden aufhorchen: da schrieb eine junge Singenerin über Singen, und schaffte es mit der ihr ganz eigenen bildhaften Sprache, ein Mosaik zu entwerfen, in dem sich die Menschen der Stadt und die Geschichte der Stadt spiegelte.
Diese Auftragsarbeit des Kulturamtes gelang ihr so beeindruckend und gut, dass klar wurde: hier steht eine junge Poetin aus Singen ganz am Anfang ihrer Dichterkarriere. Und darum und dafür wird Sarah Aust heute hier auf dieser Bühne absolut zurecht mit einem Kulturpreis 2025 ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch, Sarah!
chickappellas
Laudatio von Stefan Fehrenbach
Die vier Preisträgerinnen, welche Sie gerade erlebt haben, machen etwas, das nüchtern betrachtet eigentlich nicht funktionieren kann. Vier bestens ausgebildete Sängerinnen, alle aus dem stimmlich höheren Segment, gründeten 2010 ein Hobby-Acappella-Ensemble. Die sogenannte Fachwelt würde sagen:
„zu viert viel zu dünn, zu wenig Substanz, klingt nach spärlichem Hühnerhof…“
„Frauenacapella! stimmlich und musikalisch sehr eingeschränkt …“
Wer Sie erlebt hat, weiß es besser, da haben sich nämlich die richtigen Powerfrauen getroffen und längst haben Sie das Hühnerhaufenhinterhofhobbykellergaragen-wohnzimmeracappellagesangsimage hinter sich gelassen. Geblieben ist nur der kokettierende Bezug zu eierlegendem Geflügel. Auf der Bühne überzeugt das Quartett durch musikalisch perfekten Gesang in oft maßgeschneiderten eigenen Arrangements, dazu gibt es teils eigene Texte mit sehr viel Charme, Witz und Humor. Kurz gesagt Güteklasse A aus höchster Haltungsform! Wer sie kennt, der weiß das, wer Sie nicht kennt, sollte unbedingt mal ein Konzert besuchen.
Und warum ist das nun einen Kulturpreis wert? Klar die Sängerinnen sind erstmal musikalisch top ausgebildet, was im Gesangsfach durchaus einige Jahre dauert, also echtes Premiumfedervieh. Es ist aber falsch zu glauben, dass man eigentlich nur vier gute Sängerinnen artgerecht in einen Proberaum sperren kann, ein paar Noten dazu und dann bekommt man automatisch schöne, berührende oder erheiternde Acappellasongs heraus. Acappella heißt nicht nur ohne Instrumente sondern das bedeutet auch die Einzelne zählt nicht, es ist das Ensemble, welches überzeugt. Und hier wird bei unseren Kulturpreisträgerinnen gescharrt bis der letzte Ton da sitzt, wo er hingehört und die Beats perfekt passen. Da lassen die Hühner kein Korn übrig. Uns Zuschauern und Zuhörern wird dann alles mit einer fast unverschämten Leichtigkeit präsentiert, alles wirkt so einfach und unbeschwert. Bis man so perfekt und amüsant auftreten kann, ist es ein harter und anstrengender Weg. Wie das dann im Konkreten in der Probenarbeit aussieht, soll heute mal als Geheimnis im Hühnerstall bleiben, wir reden ja hier nicht über eine Ziegenherde. Jedenfalls für Veranstalter sind Sie unkompliziert und pragmatisch. Neben etwas Gage brauchen Sie nur ordentlich Auslauf auf der Bühne, Standardfutter, Wasser und einen Erfolgsaperol. Auch unser Kulturpreisträgergeflügel hat schwer unter Corona gelitten, also liebe Veranstalter, Kontakt aufnehmen und engagieren.
Der konsequente Einsatz guter Technik gehört vielleicht zu den weiteren Erfolgsfaktoren der gefiederten Sängerinnen. Diese wird dann üblicherweise vom einzigen Hahn im Korb bedient. Damit gehen die Damen offen um und erklären dem Publikum z. B. gerne die Funktion von Ihrem umgebauten Highheel. Ausgegackert!
Meine Damen und Herren ein Kulturpreis 2025 geht an die einzigartigen und unvergleichlichen Chickappellas.
Museumsverein Hilzingen, 1. Vorsitzender Wolfgang Panzer
Laudatio von Dr. Friedemann Scheck
Der Museumsverein Hilzingen wurde gegründet im Jahr 1977 mit dem Zweck, in Hilzingen ein historisches Museum einzurichten. Mit welcher Tatkraft die Gründerinnen des Vereins sich damals ans Werk machten, zeigt der schnelle Erfolg: Schon zwei Jahre später, im Oktober 1979, konnte das Museum in Küferhaus und Schlossremise eröffnet werden.
Das Gedenken und die Erinnerung an die Ereignisse in den Jahren 1524 und 1525 in Hilzingen und darüber hinaus war von Beginn an einer der wichtigen Inhalte des Museums. Wichtig war dabei, was in Hilzingen geschah, einzuordnen in die regionalen Bezüge des Hegau und auch in die Entwicklungen und Phänomene der großen Geschichte im Land und in Mitteleuropa. In diesem Sinne machte der Verein 1993 den nächsten großen Schritt und eröffnete in der Schlossremise die bis heute gültige Ausstellung zum Bauernkrieg in Hilzingen und dem Hegau. Die soliden Forschungsgrundlagen, die damals gelegt wurden, dienten über 30 Jahre später als Fundament für das Großprojekt, das der Verein gemeinsam mit der Gemeinde Hilzingen 2024 anging: Die Durchführung eines Gedenkjahrs zu „500 Jahre Hilzinger Aufstand und Bauernkrieg im Hegau“.
Im Verbund mit dem Museumsverein und dank des großen Engagements der Gemeinde, auch dank üppiger Fördermittel des Landkreises und anderer Geldgeber organisierte das zu diesem Zweck eingerichtete Kulturbüro ein vielfältiges Programm, dessen Stärke darin lag, dass es eigentlich für jeden etwas bot: von der aktuellen geschichtswissenschaftlichen Forschung, über museumspädagogische Angebote für Schulklassen, eine Ergänzung der Ausstellung mit einem Playmobilmodell zum Hilzinger Aufstand, bis hin zu die ganze Bevölkerung ansprechende Festivitäten wie den Botenlauf der Freiheit oder den Freiheitszug von Hilzingen nach Riedheim.
Wie erfolgreich der Verein und das Kulturbüro damit waren, zeigt nicht zuletzt die Auszeichnung des Museums zum „Ort der Demokratiegeschichte“. Und fruchtbar war das Gedenkjahr nicht zuletzt für den Verein selbst: Der Projektmitarbeiter, den die Gemeinde und der Verein für die Durchführung des Gedenkjahrs beschäftigt hatten – es handelt sich dabei natürlich um Wolfgang Panzer – fand seine Aufgabe und seine Wirkungsstätte derart gut, dass er gewissermaßen zum Abschluss seines Projekts gleich den Vereinsvorsitz übernahm, in Nachfolge der hochverdienten langjährigen Vorsitzenden Ursula Jäckle.
Der Museumsverein und das Kulturbüro haben vorgemacht, wie die Ortsgeschichte als ein Aspekt von lokaler Verwurzelung und Identifizierung gepflegt werden kann. Sie machen das in einem ganzheitlichem Sinne: am Anfang steht das Interesse, dann braucht es die Forschung und schließlich eine Vermittlung, die inklusiv ist und keine Scheu zeigt, aufs Wesentliche zu fokussieren. Wie der Museumsverein Hilzingen das tut, getragen von ehrenamtlichem Engagement, das ist vorbildlich und absolut preiswürdig!