Kulturförderkreis Singen-Hegau e.V.

 

Laudationes 2019

Kulturförderpreis 2019
Vororchester des Hegau-Gymnasiums, Singen, Dirigent: Fabian Stoffler
Laudatio: Stephan Glunk


Meine Damen und Herren,

zweifellos ist Musik zu hören ein großes Vergnügen, Musik selbst zu machen, so behaupte ich, ist noch ein viel größeres. Was braucht es dazu: eine schöne Stimme oder ein Instrument, den Lehrer oder die Lehrerin, der bzw. die zeigt, wie es geht, und es braucht vor allen Dingen Zeit - Zeit, die Stimme zu trainieren, zu lernen das Instrument zu spielen - und es braucht Konzentration und Ruhe.

Dies, meine Damen und Herren, sind alles Dinge, um die wir heute - wie mir scheint - mehr als früher zu kämpfen haben. Gelingt es uns denn heute noch, das Smartphone für die halbe Stunde täglich auszuschalten, die wir der Musik widmen wollen? Nun ja, die Mädchen und Buben, über die ich heute hier sprechen darf, können das bestimmt. Ich spreche über die momentan 28 Mitglieder des Vororchesters des Hegau-Gymnasiums, die sich jeden Freitag Nachmittag für eine Unterrichtsstunde treffen, um miteinander zu musizieren.

Ja, das Loblied singe ich heute diesen Mädchen und Buben mit ihren Violinen, Celli, Tenorhörnern, Posaunen, ihrem Schlagwerk und Keyboard und ihrer Harfe.

Die Schülerinnen und Schüler kommen aus den fünften bis siebten Klassen und haben bei den weithin bekannten und beliebten Sommer- und Weihnachtskonzerten des Hegau-Gymnasiums ihren eigenen Programmpunkt. Betreut wird dieses Vororchester seit dem Schuljahr 2014/2015 von Fabian Stoffler, Musik- und Deutschlehrer am Hegau-Gymnasium.

Bei der Auswahl der zu spielenden Stücke achtet Fabian Stoffler stets darauf, dass sie für die Kinder gut spielbar sind und eine flexible Besetzung möglich ist. Außerdem soll das Publikum animiert werden und Freude haben beim Zuhören. Im Zentrum seiner Bemühungen steht aber ganz klar, dass die Kinder am Musizieren Freude haben sollen.

Und dies, meine Damen und Herren, ist wirklich der Fall, wie Sie nachher auch gleich selbst feststellen werden. Und übrigens: wenn die Kinder älter werden, dann wechseln sie in das große Hegau-Gymnasiums-Orchester zu Frau Haunz, wo sie ihre Freude am Musizieren weiter pflegen können. Meine Damen und Herren, der Kulturförderkreis zeichnet also heute Abend das Vororchester des Hegau-Gymnasiums mit einem Kulturförderpreis aus. 


Anerkennungspreis 2019
Renate Forster, Organisation der Kammerkonzerte
Laudatio: Angelika Berner-Assfalg


Im Veranstaltungsprogramm des städtischen Kulturangebotes gibt es seit 1967 - also seit über 55 Jahren –eine Konzertreihe, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut – die Kammerkonzerte.

Die Anfänge waren damals im Bürgersaal, mit der Eröffnung der Kunsthalle, die von einem Kino in ein kleines, feines, akustisch optimales Theater umgebaut wurde, begann im Jahr 1979 eine neue Ära für die Kulturschaffenden unserer Stadt.

Von Anfang an gab es 3 Kammerkonzerte, die in den ersten Jahrzehnten von Lioba Bölle künstlerisch mitbetreut wurden. Seit 1997, dem Jahr, in dem unter dem damaligen OB Andreas Renner eine Kulturdebatte geführt wurde und eine Unterschriftenaktion den Fortbestand der Kammerkonzerte sicherte, ist Renate Forster mit an Bord.

Ab 2001 hat sie das Ruder ganz übernommen und zeichnet sich seither für die Organisation verantwortlich. Frau Forster hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, ihre Protagonisten selbst auf – und auszusuchen und dafür durch den ganzen deutschsprachigen Raum zu reisen, sie verhandelt auch selbst mit den Musikern und deren Agenturen und kümmert sich um Unterkunft und Wohlergehen ihrer Schützlinge hier in Singen vor und nach jedem Konzert. Sie hat sich im Laufe der Zeit einen immensen Sachverstand angeeignet, man kennt sie in Fachkreisen, sie hat einen guten Namen, man ist vernetzt…..

Die Qualität unserer Kammermusik - Abende hat sich rumgesprochen. Dies zeigt sich an der Zahl der Abonnenten, sie hat sich seit dem Umzug in die Stadthalle fast verdoppelt.

Dies ist umso erstaunlicher, da der Umzug aus der geliebten und akustisch so wunderbaren Kunsthalle in die 2007 eröffnete Stadthalle keineswegs unproblematisch war. Doch Dank der sukzessiven Nachrüstung in der Tontechnik und dem Erwerb des Klangzimmers - eine Holzverkleidung, die hinter den Musikern aufgebaut wird - hat sich der Genuss eines Konzertes mittlerweile so verbessert, dass auch das leiseste Pianissimo das geschulte und kritische Ohr unserer Besucher erreicht.

Die gute Zusammenarbeit von Renate Forster mit Gunnar Bamberg und Yvonne Konzelmann von der KTS, das gegenseitige Vertrauen und die Verlässlichkeit auf die qualitätsvolle Arbeit haben sicher dazu beigetragen, dass die Kammermusik - Abende inzwischen über die Grenzen von Singen ausstrahlen und selbst der Konstanzer seinen Weg nach Singen findet, um dieses Juwel Kammermusik zu genießen.

Viele Jahre schrieb Renate Forster die Werktexte zu den Konzerten für die Faltprospekte, die zu Beginn jedes Konzertes ausgeteilt werden, selbst. Sie stellte auch den Kontakt zu Professor Helmut Weidhase her, Musikwissenschaftler aus Konstanz, der viele Jahre die Einführungen vor den Konzerten hielt. Es war immer ein besonderes Erlebnis, ihm zuzuhören, leider ist er dieses Jahr verstorben.

Eine fruchtbare Zusammenarbeit hat sich auch mit Gabriele Haunz entwickelt, Musiklehrerin am Hegau –Gymnasium, die immer wieder mit Schülern in die Konzerte kommt, wobei der ein oder andere auch zum Umblättern bei Pianisten eingespannt wird und immer werden die Geschenke zum Schluss eines klangvollen Abends von Schülern/Innen überreicht.

Musik gehört zum Leben von Renate Forster einfach schon immer dazu, obwohl sie nie eine fundierte Ausbildung in dieser Richtung erhalten hat. Sie hat sich ihr Wissen selbst angeeignet und wurde von ihrem lieben Mann Klaus immer aus vollem Herzen unterstützt. So haben die Musikliebhaber unsere Stadt der Leidenschaft dieser Frau für gehaltvolle klassische Kammermusik ganz viel zu verdanken, und dürfen seit vielen Jahren davon profitieren.

 „Musik hören und alles andere vergessen,

Musik ist Nahrung für die Seele,

Musik steht über der Sprache,

Musik erzählt Zeitgeschichte,

Musik ist voller Emotion,

Kammermusik ist Hochkultur“ –

alles Bemerkungen unserer Preisträgerin, wenn sie in ihrer ruhigen Art über ihre wertvollen Erfahrungen spricht, die sie während all der Jahre gemacht hat. Es war immer ein Geben und Nehmen und ganz viele herzliche und private Kontakte sind daraus entstanden.

Meine Damen und Herren, wenn Sie nun Lust bekommen haben, sich so einen musikalischen Leckerbissen auch mal anzuhören, kommen Sie gleich morgen Abend hierher in die Stadthalle zum 1. Kammerkonzert der neuen Spielzeit, es gibt noch Karten! Wie immer wurde gewissenhaft ausgesucht.

Nach so vielen Jahren ehrenamtlicher, stiller und zuverlässiger Arbeit zur Freude der Musikliebhaber unserer Stadt sollte man dies auch mal anerkennend honorieren und so wollen wir heute Abend Renate Forster diesen Anerkennungspreis überreichen  – ganz herzlichen Dank für all ihr TUN.


Anerkennungspreis 2019
Gemischter Chor Radolfzell
Laudatio: Marcel DaRin

„Wann weiß ich ob ich jemandem vertrauen kann? Zu 100% wenn er bellt oder miaut!“

„Eines Tages werden wir sterben! Ja, aber alle anderen Tage werden wir leben!“

Manche von Ihnen werden diese Dialoge sofort zuordnen können. Am ehesten die, für die eine Kindheit ohne Snoopy, Charly Brown, Peppermint Patty oder Woodstock kaum vorstellbar ist.

Die Bande spitzbübischer US-amerikanischer Vorstadtkinder rund um den Beagle Snoopy eroberte als „die Peanuts“ weltweit die Herzen von Jung und Alt.

Die Peanuts, engl. für Erdnüsse, ist der Titel einer erfolgreichen Comicserie. Der US-amerikanische Autor und Zeichner Charles M. Schulz schilderte in seinen über Jahrzehnte hin täglich erschienenen Comics die Widersprüchlichkeiten menschlichen Lebens. 1950 zeichnete er den ersten Peanuts-Comic, der zunächst in 7 Tageszeitungen erschien. Erwachsene treten als handelnde Personen dabei nie auf.

Anders war das vergangenes Frühjahr in Radolfzell.  Unter dem Titel „Snoopy“ gab der Gemischte Chor Radolfzell mit 15 schwungvollen Liedern eine erfrischende Hommage an den Kultklassiker. In zwei ausverkauften Vorstellungen im Milchwerk schloss sich  der Chor mit der Musical-Version „Snoopy“ in die Herzen von 900 Besuchern.

Kinder des Chores aus der Teggingerschule unterstützten den Chor der Erwachsenen. Sieben Schauspieler schlüpften in die Rollen der Comicfiguren. Mit der Idee einer szenischen Lesung setzte Chorleiter Jochen Struppi neue Akzente in der Radolfzeller Chormusik-Szene und hob sich mit seiner Inszenierung vom gängigen Format des Musicals ab.

Die Lobeshymnen für dieses gelungene Projekt in den lokalen Zeitungen überschlugen sich:

„Die Zuschauer erlebten eine grandiose Stimmung, ein begeistertes Publikum sowie auch Begeisterung bei Chor und Kindern“, war zu lesen.  

Auch die Zuschauer waren begeistert. „Die Aufführung ist lustig, charmant, aber auch ziemlich intellektuell“ so ein Besucher.

Mit der gelungenen Mischung aus Kindern, dem älteren Chor und in Verbindung mit einem Musical entstand etwas ganz Besonderes. Der Chor holte sich alle Rechte ein, das Musical in Form eines Chorkonzertes aufführen zu dürfen. Die Szenen wurden in einer Art von Gesprächen gelesen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler wurden zum Sprachrohr der Texte vom Erfinder der Peanuts-Figuren.

Jochen Stuppi setzte die Sängerinnen und Sänger excellent in Szene. Das Neue an dieser Aufführung war die Adaption eines gesamten Musicals für einen Chor.

Die Proben begannen vor eineinhalb Jahren. Der Amateurchor erarbeitete sich 15 Stücke musikalisch und textlich. Um die Tiefe der Stücke zur Geltung zu bringen, forderte der Leiter eine für den Chor außergewöhnlich lange Vorbereitungszeit von den Sängern ein.

Zur Aufführung gehörten 63 überdimensional gestaltete Würfel, die vom Chor an mehreren Tagen bemalt und beschriftet wurden. Die aus Pappe bestehenden Festivalhocker dienten Schauspielern als Sitzgelegenheiten oder wurden vom Chor passend in Szene gesetzt.

Beim Chorwochenende erarbeiteten die Sänger ein 16-seitiges Skript für das Bühnenbild und übten das geräuschfreie Stapeln der Würfel ein und wie sie die Elemente über die Köpfe des Chores hieven konnte. Die Akteure stemmten die Anforderungen an ein professionell aufgeführtes Bühnenstück.

Bei der Aufführung des ungewöhnlichen Projekts „Snoopy – the Musical“ im Radolfzeller Milchwerk standen insgesamt rund 100 Akteure auf der Bühne. Es beteiligten sich 63 Sänger vom Gemischten Chor Radolfzell sowie 30 Kinder aus der Tegginger Schule an der viel beachteten Produktion. Als Pianist war Christoph Hoffmann dabei, Schlagzeug spielte Dominik Morgenstern. Als Bühnendarsteller fungierten Stefan Peschel (Snoopy, Sprecher), Clea Roth (Woodstock), Lukas Dittrich (Charly), Anna Blomke (Peppermint Patty), Nathalie Fromm (Sally), Rudi Görner (Linus) sowie Judith Jäger (Lucy). Die 1. Vorsitzende des Radolfzeller Chors ist Elisabeth Schmid.

Für dieses außergewöhnliche Projekt zeichnet der Kulturförderkreis Singen-Hegau den gemischten Chor Radolfzell mit einem Anerkennungspreis in Höhe von 1000€ aus. 


Anerkennungspreis 2019
Gemischter Chor Weil, Dirigentin: Larisa Malikova
Laudatio: Simon Götz

Sehr geehrte Anwesende, liebe Förderer und Liebhaber unserer Kulturregion!

Was sich hinter dem bescheidenen und traditionsreichen Vereinsnamen der nun geehrten Gruppe verbirgt, ist alles andere als „verstaubte Chorromantik“. Nicht nur im Herzen jung, dynamisch, und vor allem mit viel Humor, werden sie nun eine Gruppe erleben, die entgegen aller Trends die Chormusik in unserer Region nicht nur lebendig hält, sondern ein Stück weit auch wiederbelebt hat.

Der „Gemischte Chor Weil“ entstand einst - wie viele andere Chöre unserer Region - in einem „Chor-Boom“ des vergangenen Jahrhunderts und kann, wenn man seine Vorgeschichte als Männerchor mit einrechnet, auf eine nahezu hundertjährige Geschichte zurück blicken. Vor genau sechzig Jahren - im Jahr 1959 - wurde der Chor dann als gemischter Gesangverein gegründet. Schon damals hatte man Zweifel, ob in dem kleinen Ort ein solcher Verein überhaupt Bestand haben könne. Doch der Erfolg belehrte die damaligen Gründer eines Besseren: Weil wurde zu einem "singenden" Dorf und der Verein zu einer wichtigen Säule des Kulturlebens auf dem Randen: Egal ob Dorffeste, Patrozinien oder Jubiläen, der Chor lieferte nicht nur musikalische Beiträge, sondern packte vielseitig mit an. Bereits seit 1963 hatte der Chor im Ort regelmäßige Sängerfeste ausgerichtet und befreundete Chöre der Region eingeladen. Eine Idee die bis heute Bestand hat: Denn jährlich organisiert der Chor ein Konzert in der Watterdinger Halle, bei dem immer auch befreundete musikalische Formationen auftreten.

Mit der Gründung eines Kinder- und Jugendchores legte schließlich 1990 die damalige Chorleiterin Sandra Sauter den Grundstein für die weitere Zukunft des Chores: Denn während im ganzen Hegau, wie auch anderswo, das „Chorsterben“ beklagt wird, scheint dieser Chor getrost auch heute in die Zukunft blicken zu können: Was sich an einem Montagabend im kleinen Randendörfchen Weil abspielt, lässt einem Fan der Chormusik das Herz aufgehen. Fast vierzig Sängerinnen und Sänger; Sopran, Alt, Tenor und Bass gleichmäßig besetzt und mit einem Durchschnittsalter von unter 50 Jahren. Der jüngste Sänger ist 15, die älteste Sängerin 78. Verhältnisse wie man sie allenfalls noch in Konzertchören in den Städten findet. Längst kommen im „Gemischten Chor“ nicht nur Weiler Bürger zusammen. Aus Watterdingen, Engen, Riedböhringen, Radolfzell, Singen, Steißlingen, Volkertshausen und sogar aus Iznang "pilgern" Frauen und Männer zusammen nach Weil, um nicht nur gemeinsam zu singen, sondern auch Freundschaften zu pflegen. Die gemeinsame Leidenschaft ist die Chormusik, egal welchen Genres.

Filmklassiker, Chorarrangements bekannter Jazz-Stücke oder Schlager, aber auch für einen Laienchor äußerst anspruchsvolle klassische Werke wie Bach-Kantaten oder Händels berühmtes „Hallelujah“ aus dem „Messias“ erklingen in diesem Chor. Der musikalische Erfolg ist nicht zuletzt der musikalischen Leiterin Larisa Malikova und deren Vorgängerin Sandra Sauter zu verdanken. Nicht nur die professionelle Leitung, auf gesangstechnisch höchstem Niveau und vor allem voller Temperament, weckt den Ehrgeiz der Sängerinnen und Sänger, sondern auch das volle Haus, das dem Chor bei Auftritten regelmäßig beschert ist.

Doch viel wichtiger noch als die von diesem Chor organisierten Konzerte, bei denen immer auch befreundete Chöre auftreten und in deren Anschluss auch nie die gemütliche Begegnung bei einem Gläschen aus der eigens dafür gezimmerten "Weiler Chor-Bar" zu kurz kommt, sind eigentlich die Proben selbst. Wie herzlich und offen man "Neuankömmlingen" begegnet, durfte ich selbst – in einer nur bedingt "getarnten" Schnupperprobe - erleben. Spätestens nach dem sportlichen Einsingen und den ersten flapsigen Sprüchen über die anderen Register fühlt man sich hier "daheim". Musik verbindet, nicht nur über Alter, Geschlecht und Berufe hinweg, sondern macht eine Region über Ortsgrenzen hinaus zu dem was sie ist - und das erlebt man in diesem Chor. Um mit den Worten des ersten Vorsitzenden Peter Rendler zu sprechen: "Die Chormusik lebt -und wie!"

Freuen Sie sich mit mir auf den gemischten Chor Weil unter der Leitung von Larisa Malikova, begleitet von Siegfried Zielke am Flügel!


Anerkennungspreis 2019
Hontes Brass, Blechbläser-Ensemble
Laudatio: Dr. Manfred Lehn 
   

Last but not least die letzten Preisträger in 2019. Es geht um Blasmusik. Diese nimmt hierzulande traditionell schon immer eine bedeutende Stellung ein. Oft dreht es sich um Fest- Marsch- oder Stimmungsmusik bei Veranstaltungen drinnen oder Open Air in den unterschiedlichsten Lokalitäten. Aber überall sorgt diese Musik für gute Laune. 

Die Kenner und Liebhaber feiner Blasmusik werden sich allerdings mehr an einem Sinfonischen Blasorchester erfreuen oder an der Spielkunst einer Brass Band (Brass = Messing, Blech, Blechbläser). Eine Handvoll junger Blechbläser des städtischen Blasorchesters teilten diese Leidenschaft für schöne Klänge und gründeten im Jahre 2000 ein Blechbläser Quintett mit dem wundervollen alemannisch-englischen Namen Hontes Brass in der klassischen Besetzung 2 Trompeten, Horn, Tuba und Posaune.  

Drei der Urbesetzung von Hontes Brass sind heute noch dabei: Jochen Thomas (Horn), Markus Schönle und Clemens Höpfner (Trompete). Dietmar Weber (Tuba) und Andreas Krieg (Posaune) gehören ebenfalls seit 2004 zur Stammbesetzung. Thomas Kolb (Trompete) verstärkt die Band seit 2015. Wir sprechen jetzt also von einem Quintett mit 6 Musikern. (macht aber nichts, die Dramatischen Vier sind ja auch zu fünft). 

Nach den ersten verheißungsvollen Auftritten folgten aufgrund beruflicher und familiärer Veränderungen auch hin und wieder kreative Schaffenspausen. Laut dem Tubisten Dietmar Weber ist es auch dem musikalischen Leiter Clemens Höpfner zu verdanken, dass aus der ursprünglich zusammengewürfelten Truppe ein vorzeigbarer, edler Klangkörper wurde. Aus den nun zahlreicher werdenden Arrangements der Gruppe resultierten erste Einnahmen welche zum Kauf von Notenmaterial verwendet wurden, was wiederum zu einer Erweiterung der musikalischen Bandbreite des Ensembles führte. Bei ihrem Repertoire setzten sich die Musiker also keine Grenzen, im Gegenteil: Musikalisch gut verwurzelt, bewegen sie sich gekonnt zwischen barocker bis zeitgemäßer, moderner Musik und schlagen interessante Brücken zwischen den unterschiedlichen Genres. 

Durch erfolgreiche Auftritte u.a. in der Singener Partnerstadt Pomezia und in der Stuttgarter Villa Reitzenstein waren die Musiker mittlerweile auch zu einem international und überregional beachteten Bläserquintett aufgestiegen. Bei einem internationalen Wertungsspiel in Ungarn erspielten sie mit Charme und einer Prise Unbeschwertheit einen 1. Preis. Musikalität und Virtuosität stimmen. Hontes Brass bieten Blechblasmusik auf gutem Niveau und für ein Laienensemble von beachtlicher Professionalität. Unbedingt erwähnenswert ist darüber hinaus ihr karitatives und ehrenamtliches Engagement z.B. durch Benefizkonzerte unter anderem zu Gunsten des Singener Hospizvereins und des Krankenhausfördervereins.

Genießen sie nun eine musikalische Kostprobe der heutigen Kulturpreisträger. Herzlichen Glückwunsch dem Bläser Quintett Hontes Brass mit den Musikern Dr. Clemens Höpfner (tr), Jochen Thomas (hr), Dietmar Weber (tb), Andreas Krieg (pos), Markus Schönle (tr) und Thomas Kolb (tr). 


Ehrenpreis 2019
Gabriela Unbehaun-Maier und Hermann Maier
Laudatio: Siegmund Kopitzki

Guten Abend meine Damen und Herren!  

Goethe wusste es: „Sammler sind glückliche Menschen“. Balzac, der Dichter und Denker der Franzosen, erkannte in Sammlern die „leidenschaftlichsten Menschen, die es auf der Welt gibt“.  

So, meine Damen und Herren, habe ich das Ehepaar Gabriela und Hermann Maier kennen gelernt, das heute für seine kulturelle Lebensleistung geehrt wird – als glückliche und leidenschaftliche Menschen. 

Sammeln ist eine uralte Leidenschaft – die ersten Sammler waren bekanntlich Jäger. Sammeln war und ist ein Bestandteil unserer Kultur. Für die Antike und das Mittelalter war die öffentliche, vor allem auch Macht symbolisierende Kunst der Referenzbereich des privaten Sammelns. Mit der Renaissance bildete sich ein „moderner“ Kunstsinn aus. Der bürgerliche Sammler großen Stils hatte dann in den Fürstenhäusern der Medici, der Este und der Gonzaga ein Vorbild – wie auch das Sponsoring der Jetztzeit mit seinem Mäzenatentum.  

Dennoch bleibt eine Erklärungslücke, warum Menschen Kunst und – im Fall des Stifterehepaars Maier – Kunst und Oldtimer (Stilikonen) sammeln und wann eine Sammlung eine solche genannt werden darf. Einen Vorschlag macht der Kulturwissenschaftler Andreas Urs Sommer „Sammeln bedeutet Auswählen. Es gibt nichts universell und objektiv Sammelwürdiges. Sammelwürdigkeit ist eine Eigenschaft, die einem Gegenstand individuell und nicht nur notgedrungen subjektiv zuerkannt wird. Daher sind Sammlerindividuen quasi die Trüffelschweine der Kultur. Sie haben oft längst vor den Institutionen den Riecher dafür, was sich zu sammeln lohnt.“  

Das Ehepaar Maier – er Ur-Singener, sie eine zugereiste Hiesige – hat diesen Riecher im Doppelpack. Das beweist sowohl ihre veritable Kunstsammlung, als auch ihre Sammlung an ausgewählten automobilen Preziosen. Aber nicht jedes „Trüffelschwein“, um bei dieser etwas gewagten Wortwahl zu bleiben, denkt sozial. Nicht jeder Sammler lässt die Öffentlichkeit an dem Schatz –  Kunst oder/und Auto – teilhaben. Oder baut gar ein Museum, dann ein zweites – auf eigene Rechnung, selbstverständlich.  

Das Ehepaar Maier schon.  Es hat im wahrsten Sinne des Wortes mitangepackt. In die Hände gespuckt. Sich eingemischt. Ihr Architekt Daniel Binder wird das gerne  bestätigen. Das macht den Unterschied aus. Die Maiers sind – vor diesem Hintergrund betrachtet –, nicht nur glückliche und leidenschaftliche Sammler, sondern Menschen mit einer Vision.  

Solches „Völkchen“ gibt es in Zürich – ich denke an Hubert Looser, der dem Kunstmuseum Teile seiner Sammlung der Moderne vermacht hat –, in Basel – hier muss die Fondation Beyeler genannt werden –, in Baden-Baden – Hubert Burda ließ auf seine Kosten eine weiße Kunsthalle erbauen –, in Ulm – hier hat der Mäzen Siegfried Weishaupt für ein Haus der Kunst gesorgt,  in der seine junge Sammlung gezeigt wird – oder auch in Ravensburg – der Ausgangspunkt des prämiierten Kunsthauses in Oberschwaben war die Selinka-Sammlung.  

Und solches Völkchen, oder „Trüffelschweine“, gibt es nun auch in Singen, das aufgrund seiner industriellen Prägung den irisierenden Beinamen Arbeiterstadt trägt. Das die Stadt zunehmend als Kulturstadt wahrgenommen wird, verdankt sich auch den MAC-Museen und – nicht zu vergessen – der Südwestdeutschen Kunststiftung, die dort eine Heimat gefunden hat.  

Gabriela Maier und ihr Mann Hermann verstehen sich – wie die genannten Mäzene – weder als Jäger noch als Spekulanten, sondern als Treuhänder der Kunst. Sie sind, wollte man die begonnene Typologie der Sammler fortsetzen, Überzeugungs- und Alleintäter. Sie haben sich in ihrem Berufsleben ein kleines Vermögen erarbeitet – Pecunia gehörte schon immer zum Sammlerglück –, aber dabei ihre Verantwortung für die Gesellschaft nicht vergessen.  

Denn auch Sie sehen ihre Sammlung und die beiden Museen, die mit ihrer Kombination aus Kunst und Design in der deutschen Museumslandschaft einzigartig sind, als öffentliches Gut. Sie schreiben damit Stadtgeschichte!  

Eine Sammlung birgt nicht nur Werte, sondern sie schafft auch Werte. Sie ist, um in der Sprache der Kunst zu bleiben, nicht nur Rahmen, sie ist Signatur. Signatur aber auch für die Stadt Singen und ihre Bevölkerung.  

Was noch?  

Glückliches Singen.  –  Kompliment auch an die Jury, die an die Maiers dachte.  Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!